Donnerstag, 4. Juli 2019
(10) Neues aus Iran
Stars were born


Im Oktober letzten Jahres werden wir zu einem Casting für einen Film eingeladen. Man suchte europäisch aussehende Komparsen. Der Termin ist um halb sieben. Da es regnet, bestellen wir schon rechtzeitig ein Snap. Doch eins nach dem anderen cancelt die Tour, so dass wir schließlich erst um halb neun in dem Studio ankommen. Kein Wort über unsere Verspätung. Wir sollen Platz nehmen, es werde noch etwas dauern. Es sind noch drei Schauspieler-Aspiranten im Studio.
Obst, Gebäck und Tee stehen bereit. Der Regisseur sitzt auch im Studio (Mitte).




Es herrscht eine gewisse Anspannung, da wir nicht wissen was auf uns zukommt. Das einzige, das wir wissen, ist, dass es um 'Kindersoldaten' geht, die im Iran-/Irakkrieg (1980-88) in irakische Gefangenschaft geraten sind und die in Bagdad in einer Pressekonferenz vorgeführt werden, zu der internationale Journalisten eingeladen sind - die stellen wir Europäer dar. Nach etwa einer halben Stunde werden wir aufgerufen und vermessen.




Das war's. Vier bis acht Wochen hören wir nichts, dann erhalten wir den Termin für den Dreh. Wir werden morgens um sieben mit Taxi abgeholt und zu einem alten Theater im Süden der Stadt gefahren.

Während im Theatersaal die Kulisse aufgebaut wird, warten wir im geräumigen Vorraum, in dem auch die einheitlich gekleideten Gefangenen sitzen sowie die irakischen Soldaten.






Unser Betreuer im Gespräch mit uns.








Der Türsteher ist zuständig dafür, dass der Kulissenaufbau ungestört erfolgen kann.




Ein kurzer Blick ins Innere darf doch wohl erlaubt sein.




Der Regisseur im Gespräch mit seinem Assistenten.






Uns ist etwas mulmig, weil wir eigentlich nichts über den Film und seine Intention wissen und auch keine richtigen Informationen erhalten. Spielen wir womöglich in einem Propagandafilm mit, der das Volk auf einen eventuellen Krieg einstellen soll. Es kommen nur bruchstückhafte Infos durch.

Die Vorbereitungen laufen - hier in der Maske



- vorher - nachher ...






Die Kulisse.




Der Dreh.












Freizeitbeschäftigung: Skizzieren der Hauptakteure.






Der Auftritt der Journalistin - Klappe 33




Der Regisseur gibt einem Reporter Anleitungen.






Vorne die 'Kindersoldaten', dahinter die Presse.




Einer der Hauptakteure der Iraker.




Mittagspause.






Das Gruppenfoto mit Regisseur.




Gut acht Stunden haben die Aufnahmen gedauert. Der Film bewirbt sich für das internationale Fars-Filmvestival, das im Frühjahr in Teheran stattfindet. Wir sind gespannt. Im Februar erfahren wir, dass er in die Auswahl für das internationale Fars-Filmfestival gekommen ist und bereits einen nationalen Preis errungen hat. Dann kommt der Film in die Kinos.

Im Kern geht es darum, dass den Kindersoldaten die Freilassung unter der Bedingung in Aussicht gestellt wird, dass sie nicht mehr gegen den Irak kämpfen. Die Gefangenen lehnen dies ab und gehen für ihre Forderung auf Gleichbehandlung mit den sonstigen Kriegsgefangenen in einen Hungerstreik, den sie erst nach Aufforderung des Iran beenden.

Wir schauen uns den Film im Kino an und finden ihn nicht schlecht. Leider ist er auf Farsi und es fehlten für uns die englischen Untertitel. Aber wir wussten ja, worum es in dem Film geht - nämlich in dem von uns gespielten Part, dass der irakische Moderator die Antworten der iranischen Gefangenen falsch übersetzt. Es geht um Fragen wie: Hat man euch versprochen, dass ihr als Märtyrer ins Paradies kommt? Die übersetzte Antwort lautet: Ja, aber unglücklicherweise sind wir nicht gestorben. Der Gefangene, der die Antwort gegeben hatte, begehrt in dem Film auf und ruft: No Sir, no Sir - offensichtlich ist er mit der Übersetzung nicht einverstanden.

In dem Nachspann erscheinen die Namen der europäischen Akteure, als auch unserer, in lateinischen Lettern, die der übrigen Schauspieler in Farsi.

Im Mai fand das internationale Filmfestival statt. Die Auszeichnung für den besten Film erhielt eine russische Produktion. Zu erwähnen ist noch, dass der Drehbuchautor für Volker Schlöndorffs Film „Wackersdorf“, Oliver Haffner, dort ebenfalls eine Auszeichnung erhielt.

Ein interessantes Erlebnis.

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Donnerstag, 27. Juni 2019
(9) Neues aus Iran



Isfahan liegt in Zentraliran ca. 400 km südlich der Hauptstadt Teheran und hat an die zwei Millionen Einwohner. Sie ist die drittgrößte Stadt Irans. Die Blütezeit Isfahans begann, als Shah Abbas I. im Jahre 1598 die Hauptstadt des Safawidenreichs von Qasvin nach Isfahan verlegte. 25 Jahre später hatte Isfahan 600 000 Einwohner und war damit eine der bevölkerungsreichsten Städte der Welt. Aus dieser Zeit stammt der stolze Satz: Esfahan nesf-e Jahan (Isfahan die Hälfte der Welt). Dieser Blog fast zwei Besuche in Isfahan zusammen. Ein dritter Besuch steht auf unserer Wunschliste. Es gibt einfach viel zu sehen und das Ambiente dieser Stadt ist reizvoll. Für den ersten Besuch im Februar, an Fatimas Martyrium, nehmen wir den Flieger. Der Flug dauert ca. eine Stunde.




Den zweiten Besuch statten wir Isfahan in den Nowruz-Ferien ab. Wohl wissend, dass es überhaupt schwer sein würde, über Nowruz Fahrgelegenheiten und eine Unterkunft zu finden und Isfahan überlaufen sein würde, machen wir uns ans Werk. Für die Feiertage selbst war tatsächlich nichts zu bekommen. Wir versuchen es für die Woche drauf, mit Erfolg. Wir buchen dieses Mal eine Busfahrt.









Vorbei geht es an einem Salzsee, dem Namaksee, der uns kilometerlang begleitet. Der See selbst hat lediglich eine Fläche von ca. 1 km², Die Fläche des Salzgebietes beträgt ca. 1800 km². Er hat eine Tiefe von ca. 1 Meter.




Mautstelle.






Werbereklame




Unser Hotel „Hasht Behesht“, Hotel der Sieben Paradiese, benannt nach dem in der Nähe liegenden Park.




Auf geht es zur Entdeckung von Isfahan.





Das Denkmal von Ostad Ali Akbar Isfahani, dem Architekten der von Shah Abbas in Auftrag gegebenen Shah-Abbasi-Moschee.

Am Isfahan Museum of Contemporary Arts fällt uns ein Plakat mit einer Abbildung von Uecker auf und der Ankündigung einer Ausstellung.




Nach zwei Präsentationen von Günther Ueckers „Huldigung an Hafez“ in Shiraz und Teheran im Jahre 2016, bildet die Ausstellung den Auftakt zu einer großen Ausstellungstournee durch den Iran, darunter Kerman, Mahshad, Rasht, Tabriz, Abadan und Zahedan. Inspiriert von seiner Begegnung mit der Kultur des Irans, hat Günther Uecker 2015 ein museales Meisterwerk geschaffen mit 42 druckgrafischen Arbeiten und damit seine Verbundenheit zum Iran dokumentiert.





Hakim Moschee

Wir versuchen durch einen Seiteneingang in den Basar zu gelangen. Obwohl der Basar viele Eingänge haben soll, finden wir keinen, der uns zu dem Haupteingang führt. Hilfsbereit wie die Iraner sind, erhalten wir jeweils neue Wegbeschreibungen, die uns durch kleine Gassen führen. So lernen wir die Umgebung des Basars kennen.

Die Hakim-Moschee ist eine der ältesten Moscheen in Isfahan. Sie wurde Mitte des 17. Jahrhunderts in der Zeit der Safawiden fertiggestellt und nach Mohammad-Davud Khan benannt, der den Bau finanzierte. Leider können wir sie nicht besichtigen; sie ist geschlossen.




Der Weg um die Moschee herum führt uns in kleine Gassen.






Entlang der Außenmauer der Moschee kommen wir an einen Seiteneingang der Moschee.




Dieser ist auch verschlossen.






Diese kleine Kuppel kündigt uns den Eingang des Basars an.




Ein Eingang und . . .




... gähnende Leere. Der Basar ist geschlossen. So können wir ihn in aller Ruhe besichtigen und einen Blick in die Innenhöfe werfen.












Über Umwege durch den geschlossenen Teil des Bazars gelangen wir schließlich zum Haupteingang am Imam-Platz, der Qeyssarie-Pforte.


Die Qeyssarie-Pforte






Hier ist es angeschlagen: Der Basar ist wegen des Feiertages bis 12 Uhr geschlossen.

Die Fensteröffnung im Scheitelpunkt des Spitzbogrens gehörte zu einem Neqar-e Khane, einem Paukenhaus, in dem musiziert wurde und von dem aus Signale gegeben wurden.

Die Freskenmalereien vom Anfang des 17. Jahrhunderts in dem Nischenbogen zeigen Jagdszenen mit Shah Abbas I. ...





... und Schlachtszenen aus dem Krieg von Abbas I. mit den Usbeken. Nachdem im Frühjahr 1598 der Usbeken-Fürst Abdallah II. verstorben war, gelang es Abbas, die Usbeken aus Chorasan zu vertreiben und Herat und Maschhad einzunehmen.




Interessant sind die Darstellungen der Behandlung von Verletzten und ...




... von Kriegsgefangenen




Oben rechts und links des Portals befindet sich das in Fliesenmosaiken dargestellte Stadtwappen von Isfahan, das Tierkreiszeichen des Schützen.




Da wir nicht in den Basar reinkommen und wie beabsichtigt durch ihn hindurch zur Freitagsmoschee im Norden gelangen können, entschließen wir uns, den Süden der Stadt zu erkunden.


Taubenturm

Taubentürme dienten zur Gewinnung von Guano. Die Exkremente der Tauben dienten den Bauern um Isfahan als Düngemittel, den sie auf ihren Wassermelonenfeldern einsetzten und wurden auch als Beize in der Lederindustrie verwendet sowie zur Herstellung von Schwarzpulver.

Dieser kleeblattförmige Turm bietet Platz für 14.000 Vögel.




Dicke Mauern ragen etwa zehn Meter in die Höhe. Die Bauern konnten den Turm durch eine Tür betreten und mühsam den Taubenkot von den Wänden abkratzten. Dank chemischer Errungenschaften sind die Taubentürme mittlerweile obsolet. Auf dem Flachdach befindet sich eine in mehrere Richtungen geöffnete Kuppel. Durch schmale Einfluglöcher konnten die Tauben hier ein- und ausfliegen.




Takhte-ye-Foulard Friedhof

Der Takhte-ye-Foulard ist ein historischer Friedhof aus dem 13. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, auf dem die bekanntesten Bürger der Stadt beerdigt wurden. Zur Zeit der Qadscharen wurde ein großer Teil des Friedhofs zerstört. Erhalten blieben einige Mausoleen.




Die Grabsteine liegen größtenteils flach auf dem Boden. Sie enthalten keine Namen, sondern nur Koranverse.




Grab einer „Märtyrerin“




Mausoleum Hajieh Seyyedeh Nosrat Begum Amin




Hajiyeh Seyyedeh Nosrat Begum Amin (1886-1983) war Irans herausragendste weibliche Juristin, Theologin und große muslimische Mystikerin des 20. Jahrhunderts.






Das Grab wird rege besucht.




Khansari Mausoleum

Agha Hosseyn Khansari war ein sehr einflussreicher Wissenschaftler im Hofstaat Safi II. Sein Mausoleum war das einzige, das für einen Wissenschaftler errichtet wurde.




Mosalla Moschee

Die neu errichtete Mosalla Moschee in der Nachbarschaft des Friedhofes.




Hojat-Najafi Mausoleum








Baba Rokn od-Din

Baba Rokn od-Din war eine hochrangiger „ Baba“ des 14. Jahrhunderts. Über sein Leben und Wirken gibt es nur wenige Informationen. Der gegenwärtige Bau mit seinem markanten Pyramidendach wurde während der Ära Abbas I. begonnen und in der Ära Safi I. vervollständigt. Sein Grab in Isfahan ist ein Ort für Meditation und wird von seinen Anhängern auch heute noch aufgesucht.




Als wir uns wieder einmal orientieren, spricht uns ein Junge an. Er begleitet uns zur Roknolmolk-Moschee und führt uns sachkundig durch die Moschee, auf die er sehr stolz ist. Er will Mathematik studieren und findet den Iran gut, weil das Land so sicher ist. Dass das mit einer totalen Überwachung und Einschränkung der persönlichen Freiheit verbunden ist, versteht er nicht so ganz.




Roknolmolk-Moschee

Die Roknolmolk-Moschee wurde von Mirza Soleyman Chan Schirazi Roknolmolk, einer prominenten Persönlichkeit seiner Zeit, errichtet.


















Der Mihrab mit den alten erhalten gebliebenen Fliesen.




Bei dem Rundgang gesellt sich der Mullah zu uns.






Zum Abschluss gibt es ein Bild mit dem Mullah und eine rote Nelke zu Nowruz (Neujahr).




Der Junge möchte gerne mal einen richtigen Fotoapparat in die Hand nehmen. Er ist begeistert von dem Bild, das er von der Kuppel gemacht hat.




Vor der Moschee steht ein Hedjleh. Es wird beim Tod eines Menschen mit Blumen geschmückt und mit einem Bild von ihm versehen. Die Trauergemeinde schmückt ihn mit Beigaben, die dem Verstorbenen die Aufnahme in das Paradies erleichtern sollen, so etwa einem Koran oder Amulette, die böse Geister fernhalten sollen.




Gerne möchte unser junger Guide noch ein Selfie mit uns.





Armenisches Viertel

Als beim Feldzug gegen die Osmanen im 17. Jahrhundert die Einnahme der Stadt Jolfa im Norden Irans drohte, siedelte Schah Abbas I. die dort lebenden armenischen Christen rund 1.000 Kilometer entfernt in einem Vorort von Isfahan an und nannte das Dorf „Neu Jolfa“. Er wollte sich ihre Fähigkeiten als Händler, Geschäftsmänner und Künstler zunutze machen und versprach ihnen religiöse Freiheit.

Wir genießen die Atmosphäre mit netten Kneipen, in denen die Gäste zwanglos miteinander umgehen. Die Atmosphäre ist anheimelnd.




Jolfa-Square




Kelisa-ye Vank

Zentrum des Armenierviertels (Neu-)Dschulfa ist die Vank-Kathedrale, eine armenisch-apostolische Kirche, erbaut von 1606 bis 1655, auch bekannt unter den Namen „Heilige Erlöser-Kathedrale“ und „Kirche der heiligen Schwestern“. Sie war die erste armenische Kirche in Isfahan und ist auch heute noch das religiöse und geistige Zentrum der christlichen Armenier Isfahans.






Die Kirche bei Tag.












Christliche Darstellungen und islamische Muster treffen hier aufeinander. Pflanzenmotive über dem Eingang haben ihren Ursprung in persischen Miniaturzeichnungen. Szenen aus dem Leben Jesus Christus und Darstellungen armenischer Märtyrer vervollständigen die Kollektion beeindruckender Wandgemälde. Unterhalb des Altars befinden sich Fliesen mit islamischen Arabesken. Es ist gar nicht so leicht, einen Überblick über all die Formen, Fresken und Illustrationen zu gewinnen, deren Anfertigung 15 Jahre in Anspruch nahm.






Die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies




Das Abendmahl Jesu und die Fußwaschung




Die Vertreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Jerusalemer Tempel








Das Denkmal für die Opfer des armenischen Genozids durch die ottomanische Regierung der Türkei mit anderthalb Millionen Toten im Jahre 1915. Im April 2005 hielten die Armenier Isfahans eine große Kundgebung ab zum Gedenken an den von den Osmanen verübten Genozid.






Hinter einer hohen Mauer verbirgt sich eine andere armenische Kirche, die Sankt-Georg-Kirche.




Am Eingang der Kirche gibt es ein Bild aus Keramikfliesen aus der Ära Sultan Hoseins. Das Bild stellt Jesus, Maria und drei Mager (zoroastrische Priester) dar, die Geschenke überbringen.






Die Innenarchitektur der Kirche ist sehr schlicht gehalten.




Erwähnenswert ist ein Anbau, in dem 13 besondere Steine eingearbeitet wurden, die die Armenier von der Kathedrale von Etschmiadsin abgetragen haben, als sie Anfang des 17. Jahrhunderts aus Armenien nach Isfahan emigrierten. Diese Steine machen die Sankt-Georg-Kirche zu einem der heiligsten Plätze für Armenier in Dschulfa.

Auf dem Weg zu einem vom Reiseführer empfohlenen Lokal, iranischer Verkehr: In einer Einbahnstraße ein einsamer Geisterfahrer, der den gesamten Verkehr aufhält. Ausweichen nicht möglich. Nichts geht mehr.



Weder die Räumlichkeiten, noch das Essen machen uns in dem Lokal an. Und dann sitzt man in einem so geräumigen Lokal fast allein.








Der Zayandeh und seine Brücken

Vom armenischen Viertel machen wir uns auf den Heimweg. Wir bummeln am Ufer des Flusses Zayandeh entlang.


Si-o-seh-Pol



Am Kopf der Si-o-seh-Brücke hat sich eine große Menschenmenge eingefunden. Ganz Isfahan ist auf den Beinen. Wir bahnen uns einen Weg durch die Masse, um über die Treppe auf die Brücke zu gelangen. Die Brücke ist 290,4 Meter lang, 13,5 Meter breit und besteht aus 33 Bögen, woraus sich ihr Name ergibt (persisch Si-o-seh = 33). Sie wird zu beiden Seiten von überdachten Arkaden eingefasst.






Wir überqueren den Fluss.




Der Autoverkehr vom Süden in den Norden läuft über die Ferdowsi-Brücke. Anlässlich des Feiertages ist eine Light-Show installiert. Die wechselnden Farben spiegeln sich im Zayandeh.




Choobi-Brücke

Die Choobi-Brücke wurde während der Regierungszeit von Shah Abbas II erbaut, um die Gärten des Königs auf beiden Seiten des Flusses zu bewässern und zu verbinden. Sie ist 147 Meter lang, 4 Meter breit und hat 21 Bögen. Sie befindet sich zwischen der Khaju- und Ferdowsi-Brücke. Die Brücke und die beiden in den Bögen befindlichen Pavillons waren ausschließlich für den Schah und seine Höflinge bestimmt. Heutzutage werden die Pavillons als Teehäuser genutzt. Vor der Brücke ein Bild der Stille.




Hinter der Bücke berauschen sich auch hier die Menschen an den Fluten, die hier vorbeiströmen. Das ist nicht immer der Fall. Häufig ist das Flussbett ausgetrocknet. Ein Ausdruck der Faszination Wasser in diesem trockenen Land.






Khaju-Brücke

Die Khaju-Brücke wurde um 1650 unter der Herrschaft von Abbas II. In ihrer Mitte befindet sich ein Pavillon mit Resten eines Königstuhls, auf dem Abbas II. gesessen haben und die Aussicht bewundert haben soll. Die Brücke ist 133 lang, 12 Meter breit und hat 23 Bögen. Unter den Torbögen befinden sich mehrere Schleusen, durch die der Wasserfluss des Zayandeh-Rud reguliert wird. Wenn die Schleusentore geschlossen sind, wird der Wasserstand hinter der Brücke erhöht, um die Bewässerung der vielen Gärten entlang des Flusses stromaufwärts der Brücke zu erleichtern. Zahlreiche Menschen haben sich an den Ufern eingefunden, um das Feuerwerk zu bestaunen.






Die Promenaden sind belebt. An den Ufern sitzen Familien und Freunde und picknicken. Für das leibliche Wohl hat jede Gruppe für sich gesorgt.








In den Seitennischen der einzelnen Bögen ist High-Life. Es wird auch hier getanzt und gesungen, gegessen und getrunken und Shisha geraucht. Der Tee steht auf dem Feuer.








Pusteblume




Zum Abschluss des Tages nehmen wir noch einen „kleinen Absacker“.








Das jüdische Viertel - Dschubareh

Im jüdischen Viertel befinden sich Minarette aus der Seldschuckenzeit. Unter der seldschukischen Herrschaft genoss Persien wirtschaftlichen und kulturellen Wohlstand. Kennzeichnend für die Architektur der Seldschuckenzeit ist das Ziegelmauerwerk. Nicht alle Minarette dieser Zeit dienten religiösen Zwecken. Entlang der Hauptstraßen oder am Rande der Wüste, fungierten sie als Wegweiser. Wenn die Karawanen nachts unterwegs waren, diente ihnen das Minarett wie ein Leuchtturm zur Orientierung. In einigen Fällen wurde das Minarett auf einen Hügel gebaut, wo für eine Moschee kein Platz mehr war.

Darozziafe-Minarette

Die Darozziafe-Minarette wurden auf den beiden Seiten eines Portals erbaut. Die Minarette stammen aus dem 14. Jahrhundert. Unter den Seldschuken wurden erstmalig im 12. Jahrhundert n. Chr. Zwillingsminarette errichtet.






Chehel-Dochtaran-Minarett

Chehel Dokhtaran bedeutet "Vierzig Jungfrauen". Vierzig ist ein populäres iranisches Wort, das eine große Zahl anzeigt. Eine Seltenheit ist das nach Qibla (Mekka) ausgerichtete Fenster auf halber Höhe.




Sehenswert sind die Ziegelverzierungen ...




... und die Terrakotta-Platten mit Kufi-Inschriften.




Sarban-Minarett

Das Sarban-Minarett steht in der Nähe des Tschehel Dochtaran-Minaretts und stammt ebenfalls aus der Seldschuken-Ära. Es ist mit 54 Metern Höhe das höchste historische Minarett in der Provinz Isfahan. Das Minarett diente den Kamelkarawanen als Leuchtfeuer zur Orientierung für die Oase von Isfahan.




Ein Mann zeigt uns eine Synagoge, die aber offensichtlich nicht mehr genutzt wird.




Auf dem Weg zur Freitagsmoschee.







Dhul-Dschina





Dhul-Dschina ist der Name des weißen Araberpferdes, auf welchem Imam Husain in Kerbela am Tag von Aschura saß. Um das Pferd ranken sich viele Geschichten. Der Prophet Muhammad kaufte es von einem Araber namens Charis. Der Kauf erfolgte unter widrigen Umständen. Der Verkäufer verlangte nach dem Kauf den Kaufpreis noch einmal. Auf den Einwand des Propheten Muhammad, dass er bereits gezahlt habe, verlangte der Verkäufer Zeugen zum Beweis. Da keine Zeugen anwesend waren, konnte Prophet Muhammad keine benennen. Ein Gefährte namens Hadima kam des Weges und bot sich als Zeuge an, er könne jedes Wort des Propheten Muhammad bezeugen. Der Prophet lehnte das ab, da jener bei dem Kauf gar nicht anwesend war. Auf diese Wahrhaftigkeit des Propheten zog der Verkäufer seine unberechtigte Forderung zurück. Der Prophet ritt selbst das Pferd. Als Kleinkind durfte Imam Husain das Pferd reiten. Dabei ereignete sich ein erstes Wunder. Das Pferd neigte sich herunter, um dem noch kleinen Imam Husain den Aufstieg zu erleichtern. Als Iman Husain aufgestiegen war, und alle anwesenden sich über das Ereignis freuten, liefen Tränen über die Augen des Propheten. Auf die Frage, warum er in solch einem freudigen Moment trauere, antwortete er, dass er die Zukunft jenes Rittes sehe, nämlich den Tod in Kerbela. Über das Alter Dhul-Dschinas gibt es diverse Spekulationen, die mit Wundern erklärt werden. Der Prophet kaufte das Pferd im Alter von ca. 4 Jahren. Dementsprechend müsste das Pferd zu Ashura weit über 50 Jahre alt gewesen sein. In Kerbela ertrug das Pferd zusammen Imam Husain alle Schwierigkeiten. Es war selbst am Verdursten und zudem schwer verletzt durch viele Pfeile. Dennoch ließ es den verletzten Imam kurz vor seinem Ableben durch Herunterknien leichter besteigen und spendete ihm Schatten bei seinem Abschiedsgebet. Über das Ableben Dhul-Dschinas ist nichts bekannt. Manche glauben, dass das Pferd in der Verborgenheit weiterlebt und Iman Mahdi eines Tages auf dem Rücken des Pferdes erscheinen wird.


Baba Ghassem Mausoleum



Neben der Jame-Moschee, der Freitagsmoschee, befindet sich das Baba Ghassem Mausoleum. Es stammt aus dem 14. Jahrhundert. Baba Ghassem war einer der prominenten Faqihs (Juristen) in Isfahan. Das Mausoleum war sehr respektiert; Menschen kamen zu diesem Ort, um zu schwören, dass sie die Wahrheit sagen.




Rund um die Freitagsmoschee erstreckt sich der Basar.








Rechts ist der Eingang zur seldschukischen Säulenhalle.






Die Jame-Moschee

Die Freitagsmoschee von Isfahan wird als Museum der 1300-jährigen Entwicklung iranischer Architektur bezeichnet. Sie wurde auf älteren Bauten der früheren vorislamischen Zeit erbaut.


Modell im Eingang der Moschee




Eingang zur Moschee vom Basar aus.




Der Südiwan mit seinem Stalaktitenstuck aus der Mongolenzeit.




Links vom Südiwan gelangt man in die seldschukische Säulenhalle. Jede Kuppel hat ein anderes Ziegelmuster.






Die Säulen sind mit Handwerkersignaturen versehen.








In den Decken befinden sich Öffnungen für Licht und Luft, ein bezauberndes Licht-und Schattenspiel.












Die Kanzel




Der Mihrab




Die Fliesendekoration des Südiwans stammt aus dem 15. Jahrhundert






Das Mosaik in der Mitte besteht aus erhabenen Flächen, sozusagen ein 3D-Mosaik.





Florale Muster, kalligrafische Texte




Das Minarett




Der Nord-Iwan

Die beiden Iwane mit den Kuppeln (Nord und Süd) wurden von konkurrierenden Ministern gebaut. Diese wollten sich gegenseitig übertreffen. Alle vier Iwane sind unterschiedlich gestaltet. Der nördliche Iwan zeichnet sich durch seine monumentale Vorhalle mit den üblichen seldschukischen Kufi-Inschriften und schlichten Ziegelpfeilern im Heiligtum aus.

Der Blick vom Südiwan auf den Nordiwan






Kalligrafische Schrift in der Decke.










Ein Meisterwerk - die in Form eines gerafften Vorhangs angeordneten Muqarnas.



Am nördlichsten Punkt der Freitagsmoschee ließ Abu Qanaem Marzban Ibn e Khosoro Firuz-e Shirazi, oder kurz Taj al Molk, im Jahre 1088 diesen Teil der Freitagsmoschee errichten. Die Taj-al-Mol-Kuppel ganz hinten gilt als schönste Ziegelkuppel in Persien. Sie hat zwar keinen Fliesenschmuck und besitzt nur eine aus Ziegeln gesetzte umlaufende Kufi-Inschrift. Auch ist sie relativ klein, statisch soll sie aber perfekt sein; über 900 Jahre hat sie Dutzende Erdbeben ohne Schaden überstanden. Kennzeichnend für diesen ältesten Teil der Freitagsmoschee ist die geometrische Backsteinornamentik.






Der Ost-Iwan

Der relativ bescheiden gestaltete Eingang zur Madrese (Schule).






Kuppelgewölbe Ostiwan




Der Westiwan



Die Muster sind nicht gemalt, sondern aus verschiedenfarbigen Fliesen zusammengesetzt.







Die gepunkteten Linien sind keine Zierde, sondern Schriftzeichen, Namen für die schönsten Namen Gottes, die im Koran vorkommen und von Muslimen als Synonyme für Allah verwendet werden. Der Islam kennt (mindestens) 99 Synonyme für Allah, die jeweils eine besondere Eigenschaft von ihm beschreiben. Der 100. Name ist für den Menschen unaussprechlich und außerdem unbekannt ist. Die Kufi-Inschriften sind sehr kunstvoll, aber selbst für Iraner schwer lesbar.

Rechts neben dem Westiwan befindet sich die Kammer des Sultans Uljeitu.




Der einmalige Uljeitu-Mihrab gilt als Meisterwerk der iranischen Stuckwerkskunst. Er stammt aus dem Jahr 1310 nach Christus. Die Ranken und Blumenmuster werden von einem Schriftband aus dem Koran umgeben. Zwei Säulen, die die eigentliche Gebetsnische begrenzen, sind ebenfalls mit kunstvollen Ornamenten verziert.




Links und rechts davon stehen zwei alte hölzerne Minbars. Sie entsprechen in etwa den Kanzeln in christlichen Kirchen, mit einem wichtigen Unterschied: Die oberste Plattform ist für Mohammed reserviert. Der Prediger steht also bestenfalls auf der zweiten Stufe. Die Anzahl der Stufen soll immer das Vielfache von Drei sein.






Daneben befindet sich der schlichte dreischiffige timuridische Schabestan aus dem Jahre 1448. Durch Oberlichter aus Alabaster fällt Tageslicht ein.




Ali-Minarett

Das Ali-Minarett steht neben der Ali-Moschee am Ali Imam-Platz (Atigh-Platz) und ist das älteste Minarett in Isfahan. Es stammt aus dem 11. Jahrhundert.




Eingangsportal der Ali-Moschee












Der Eingang zum Scheich al-Aslam-Haus. Es soll eines der schönsten Bürgerhäuser Isfahans sein. Es ist leider geschlossen.




Auf dem Weg zum Imam-Platz kommen wir an der prächtigen Fassade dieses Hauses vorbei, das gerade restauriert wird.




Ein nettes, kleines, unscheinbares Lokal mit dem viel versprechenden Namen Grandma´s Table und einer ansprechenden Speisekarte lädt zum Essen ein.



Die Auswahl der Speisen ist allerdings wegen des Feiertages sehr eingeschränkt, eigentlich gibt es nur Gheme.




Wir kommen mit den jungen Leuten, die das Lokal betreiben, in ein langes Gespräch.




Honar Basar

Der Bazar-e Honar an der Nordseite der Madrese Chahar Bagh ist ein übersichtlicher Basar aus safawidischer Zeit, der aus einer 220 Meter langen Hauptgasse besteht, an deren Seiten sich die Geschäfte aneinander reihen. Hier werden Goldschmiedearbeiten und feine handwerkliche Erzeugnisse verkauft.




Der Hintereingang ist noch geschlossen. Wir gehen an der langen Lehmziegelmauer vorbei zur Chahar-Bagh-Straße.




Aber auch der Haupteingang ist noch geschlossen.




Wir bummeln auf der Khiâbâne Chahâr-Bagh zur Madraseh-ye Chahâr-Bagh. Die khiâbân-e Chahâr Bagh, die vier Gärten Straße, ließ Shah Abbas I. um 1600 als Prachtstraße Die Chahâr-Bagh-Allee bauen. Sie zieht sich entlang einer Nord-Süd-Achse über den Zayandeh-Fluss hinweg durch die Stadt und verbindet die Altstadt mit den südlichen Stadtteilen jenseits des Zayandeh-Flusses. Sie überquerte einst den Zayandeh über die Si-o-se-Brücke und war gesäumt von etwa 30 Gartenanlagen mit Palästen und Pavillons. In ihrer Mitte floss ein stufenförmig verlaufender Kanal, der sich in bestimmten Abständen zu breiten Bassins erweiterte. Der Wasserlauf wurde an beiden Seiten von Promenaden und zwei Reihen Platanen begleitet.




Madraseh-ye Chahâr Bagh

Die Madrase (Theologieschule) wurde als Teil einer weitläufigen Anlage gebaut wurde, zu der auch eine Karawanserei (heute das Abbassi-Hotel) und der Bazar-e Honar gehörten.




Der Haupteingang

In den Innenhof gelangt man durch einen Seiteneingang.




Von dort aus ist die prächtige, mit Ranken auf hellblauem Grund geschmückte 37 m hohe Kuppel zu sehen.




Die Minarette aus der Safawidenzeit.




Noch ein Kleinod.












Wunderschöne Holzfenster und Spitzbögen.




Herrliche Deckengewölbe...




...und Mosaike.




Links ein Logo, das allenthalben zu sehen ist und uns bislang ein Rätsel war. Es ist das Logo der Pasdaran, die militärische Stütze des Systems und seine wirtschaftlich stärkste Macht.



Wir verlassen die Madrese und spazieren die Chahar-Bagh-Straße hinauf in nördliche Richtung zum Hascht-Behescht-Palast.






Verfallene Pracht.




Hasht-Behesht Palast

Der Hasht-Behesht-Palast, der Acht-Paradiese-Palast, der mitten in einer wunderschönen persischen Parkanlage, dem Shahid (Märtyrer)-Rajayi-Park - liegt. Zutreffender war die ursprüngliche Bezeichnung Bagh-e Bolbol, Nachtigallen-Garten. Der Palast wurde in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts unter Shah Soleiman errichtet.








Die Rentner-Bank nimmt uns freundlich auf und schon animiert ein rhythmisches Klatschen zum Tanzen. Der Park ist ein beliebter Treffpunkt für pensionierte Männer und … Frauen!












Der Palast gehörte einst zu den am reichhaltigsten verzierten Gebäuden der Stadt. Mit der Zeit verfielen die Innendekorationen weitestgehend. Einige wenige Teile konnten wiederhergestellt werden.
















An der Außenfassade befinden sich zahlreiche Fliesendekorationen mit Darstellungen diverser Tierszenen, Vögel, Raubtiere und Reptilien.




















Chehel-Sotun-Palast

Der Weg zum Chehel-Sotun-Palast führt über eine viel befahrene Straße.




Fromme Sprüche am Zaun ermahnen die Männer, unter anderem:

„Oh Männer, zügelt eure fleischlichen Gelüste und
schaut den Frauen nicht in die Augen!" ... sondern …?






Vorbei am Naturkundemuseum - ein Baumstamm, genauso alt wie das Chehel-Sotun.




Chehel Sotun ist ein Palast aus safawidischer und gehörte zu den königlichen Gärten hinter dem Ali-Qapu-Palast.




Chehel Sotun bedeutet vierzig Säulen. Der Palast hat zwar nur zwanzig Säulen. Vierzig ergeben sich mit den im Wasserbecken sich spiegelnden Säulen.



Der Eingangsiwan imponiert mit den hohen Holzsäulen und ist mit Spiegeln geschmückt. Der Innenraum ist mit Fresken mit Darstellungen vom Leben am Hofe der Safawiden und historischen Ereignissen ausgestaltet.

Bankett zu Ehren des Emirs von Buchara, Vali Mohammad Khan 1611

Vali Muhammad Khan war von 1605-1611 n.Chr. Anführer der Ashtarkhanid-Dynastie im Khanat von Buchara. Nach einem Aufstand floh er an den Hof von Shah Abbas I. und bemühte sich um Unterstützung. Abbas verpflichtete den Khan, gab ihm eine Armee und schickte ihn zurück nach Buchara. Der Versuch, den Aufstand niederzuschlagen, schlug fehl und Vali Muhammad Khan starb.




Links Vali Mohammed Khan, Emir von Buchara, rechts Shah Abbas I.

Eine ausgelassene Feier mit Tänzerinnen und Wein.




Rechts unten liegt ein betrunkener Mann, dahinter wird eine ebensolche Frau von zwei Frauen gestützt.




Links unten liebkosen sich zwei Frauen.




Etwas gesitteter geht es bei dem nächsten Gemälde zu.

Bankett des Shah Abbas II. zu Ehren Emir Nader Mohammed Khan von Turkestan, 1646








Das Streichinstrument in der Mitte ist eine Kamantsche, eine Stachelgeige, links daneben eine Kanun, eine Kastenzither und rechts eine Tanbur, eine Langhalslaute

Empfang zu Ehren des Mogulherrschers Humayun im Jahr 1544,



Shah Tahmasb empfängt den Mogulherrscher Humayun, den zweiten Mogul-Herrscher in Indien. Eine schwerwiegende Niederlage gegen Sher Shah zwang Humayun zur Flucht aus Indien und führte zur Unterbrechung der Mogulherrschaft durch die kurzlebige Sur-Dynastie. Zuflucht und Hilfe fand er am persischen Hof, und erst die unter Sher Shahs Nachfolgern ausbrechenden Machtkämpfe ermöglichten ihm schließlich die Rückkehr nach Indien.






Chahâr-Shanbeh-Suri-Fest




Schlacht von 1739 bei Karnal nahe Dehli




Nadir Schahs besiegt den indischen Sultan Mohammad Shah.




Sultan Mohammad Shah auf einem weißen Elefanten




Am unteren Rand des Bildes liegen die Kriegsopfer.

Die Schlacht von Taher Abad bei Merw/Usbekistan



Mohammed Scheibanis Hof war damals eine Zufluchtsstätte für Sunniten, die aus Persien flohen. Der Khan versuchte nun, den Kalifentitel anzunehmen und forderte den schiitischen Perserschah Ismael I. (Safawiden) auf, die Unterdrückung der Sunniten zu beenden, was zum Krieg mit Persien führte. Mohammed Scheibani fiel in der Schlacht bei Merw. Aus seinem Schädel wurde eine Trinkschale gemacht, die Kopfhaut angeblich an den Osmanensultan gesandt.




Shah Ismail auf einem Schimmel.





Die Opfer am unteren Rand des Bildes


Schlacht bei Tschaldiran

Die Schlacht bei Tschaldiran fand am 23. August 1514 in der Nähe von Tschaldiran in Ostanatolien zwischen dem Osmanischen Reich unter Sultan Selim I. und den Safawiden des Persischen Reiches unter Schah Ismail I. statt. Sie endete mit einem entscheidenden Sieg der Osmanen.








Qotbiyeh Moschee

Die Portale stammen von der Qotbiyeh Moschee, die während der Herrschaft von Shah Tahmasb errichtet worden war. Sie standen kurz vor dem Zusammenbruch und wurden, insbesondere wegen der exquisiten Fliesen, am neuen Ort an der Südseite des Chehel Sotun-Palastes neu aufgebaut.








Wieder mal eine nette Begegnung. Als wir ihnen erzählen, dass wir irgendwann auch mal die Bahnreise nach Sari im Norden des Iran am kaspischen Meer machen wollen, folgt eine Einladung; sie wohnen in Sari.




Imam-Platz

Mit seinen fast 90.000 Quadratmetern ist der Meydan-e Naqsh-e Jahn oder Imam-Platz - wie er nach der Revolution umbenannt wurde. Nach dem Platz des himmlischen Friedens in China ist er zweitgrößte Platz der Welt. Er nimmt für sich aber in Anspruch, jedenfalls der schönste zu sein. Er ist prägender Mittelpunkt der Stadt und ihres kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Religiöse und königliche Gebäude umrahmen den Platz, die unter der Regentschaft Schah Abbas I. zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert errichtet wurden. An den vier Himmelsrichtungen des Platzes liegt jeweils ein bedeutendes Bauwerk.

Von der Qeysarieh-Pforte aus bietet sich ein schöner Blick auf den Platz.



Rechts im Bild der Ali Qapu Palast, in der Mitte die Jame Abbasi Moschee und links die Lotfallah Moschee.






Auf dem Platz herrscht ein reges Treiben. In den Grünanlagen um das riesige Wasserbecken mit Springbrunnen haben Gruppen ihre Decken ausgebreitet und picknicken. Dazwischen laufen Kinder herum und lassen Drachen steigen.






Auf den steinernen Bänken rund um den Platz beobachten Besucher das Treiben. Passanten flanieren um den Platz herum




Doppelstöckige Arkaden umrahmen den Platz, in denen sich diverse Läden befinden. Sie bieten Teppiche, Schmuckdosen, Messingware, Porzellan und Keramik – traditionsreiches, edles Handwerk aus Isfahan - an.



Der Stoffdrucker bei seiner Arbeit.









Gerne würden wir diesen Anblick von einem Straßencafé aus genießen. Fehlanzeige. 'Straßencafés' gibt es am Platz nicht. Die Gebäude um den Platz gehören mit wenigen Ausnahmen einem staatlichen Unternehmen, das den Pächtern den Ausschank und die Darreichung von Speisen verbietet. Hinter den Arkaden verläuft der Hauptweg des Basars und hier gibt es auch Teestuben, Cafés und Imbissstuben. In einem Hinterhof des Bazars versteckt, entdecken wir ein nettes, kleines Café.




Ali Qapu



Die Hohe Pforte fungierte als Eingang zum Gartenpalast hinter dem Ali Qapu und gleichzeitig als Aussichtsplattform. Er verfügt über 6 Stockwerke und jedes hat seine eigene Dekoration. Einige Meisterwerke wie Faszien und Gemälde aus der Zeit der Safawiden haben ihn einzigartig gemacht. Markant ragt die Veranda mit ihren 18 Säulen am Platz empor. Ursprünglich waren die Säulen mit Spiegeln verkleidet, um den Eindruck zu erwecken, dass das Dach frei in der Luft steht. Im Vordergrund eine Steele des Polo-Tores.




Eine kleine Stärkung vor der Besteigung des Ali Qapu.






Die Räume in den unteren Stockwerken dienten dem Personal und den Wächtern, die oberen Stockwerke dem König und seiner Familie, insbesondere der Thronraum mit zahlreichen Wandmalereien, der für größere Empfänge benutzt wurde.
Hoch führen Stufen mit wunderschönen Fliesen.








Die Veranda






Der Vorhang ist nicht echt, er ist gemalt.




Der Thronraum






Von der Veranda aus konnten der König und sein Hofstaat die Veranstaltungen und Vorgänge auf dem Platz verfolgen unter anderem Polospiele, die dort früher abgehalten wurden. Der Shah selbst soll sich manchmal an den Spielen beteiligt haben; wenn er den Ball spielte, sollen die Fanfaren geblasen worden sein. Die „Torpfosten“ stehen heute noch an den beiden kurzen Enden des Platzes.




Die Treppenstufen zum Musikzimmer im fünften Stock sind ziemlich hoch. Shah Abbas scheint es weniger auf die Bequemlichkeit angekommen zu sein, als auf die Außenwirkung. Zur Demonstration seiner Macht, musste der Bau vor allem hoch sein.




Die Wände des Musikzimmers sind durch viele flaschen- und vasenförmige Gipsnischen aufgelockert, was ihm eine gute Akustik verleiht. Daher der Name „Musikzimmer“. Hier hielt der Shah Audienzen im kleinen Kreis ab.






Ein Guide für Isfahan - er fragt uns, ob er uns helfen kann. Ja, er kann. Wo gibt es gutes Beryani? Er führt uns gleich dahin, ganz in der Nähe. Beryani ist eine Spezialität von Isfahan, gehacktes Schaffleisch mit Innereien, gewürzt mit Zimt, eingewickelt in ein Fladenbrot.








Es schmeckt cheyli, cheyli chub!






Die Produktpiraterie wird zur Schau gestellt:
Die Getränkeauswahl im Original und die Kopie.




Gestärkt geht es weiter zur Lotfollah-Moschee, nur wenige Schritte entfernt.


Lotfollah-Moschee

Gegenüber der Hohen Pforte und dem königlichen Palastgebiet liegt im Osten des Platzes das farbenprächtige, blaugrundige Eingangsportal der Scheich-Lotfollah-Moschee. Der Architekt hieß Muhammad Reza ibn Ustad Hossein Banna Isfahani. Die Moschee wurde in der Zeit von 1603 bis 1616 errichtet. Bis zur Errichtung der Shah Abassi Moschee wurde sie vom Schah und seiner Familie benutzt. Sie ist durch einen unterirdischen Gang unter dem Imam-Platz mit dem gegenüberliegenden Ali Qapu Palast verbunden, um die weiblichen Angehörigen der königlichen Familie vor fremden Blicken zu schützen. Abbas I. widmete sie seinem 1622 verstorbenen Schwiegervater Scheich Lotfollah, dessen Namen sie seither trägt. Obwohl wesentlich kleiner, steht die Sheik Lotfollah Moschee der Imam-Moschee in der Schönheit in nichts nach.






Die Kuppel auf dem Dach der Sheikh Lotfollah Moschee zieren verschnörkelte Rankenmuster auf sandfarbenem Grund. Die dezente Kuppel steht im Kontrast zu den typischen, blau leuchtenden Motiven des darunter liegenden Eingangsportals.




Über dem durchbrochenen Fenster erscheint der Name des Architekten der Moschee, Ali Akbar Isfahani.








Die Gebetshalle

Die komplexen Wandmosaiken und die außerordentlich schöne Decke mit immer kleiner werdenden gelben Motiven sind Meisterwerke islamischer Baukunst.



Die Sonnenstrahlen, die durch die Tambourfenster in den Raum fallen, zaubern ein Spiel aus Licht und Schatten, die den Raum eindrucksvoll wirken lassen.






Die Inschriftenbänder in feiner Thulth-Schrift sowohl an der Außen- und Innenkuppel, als auch über dem Eingang stammen von dem bekanntesten Kalligraphen der damaligen Zeit, Meister Ali Reza Abbasi.




Der Mihrab ist einer der schönsten im Iran und ungewöhnlich hoch.




Imam-Moschee

Der Queyssarie-Pforte gegenüber liegt die Imam-Moschee aus dem 17. Jahrhundert – vormals Jame-Abassi-Moschee -, deren Kuppel und Minarette mit Mosaikfliesen und Kalligrafie bedeckt sind. Die Moschee sollte den Kontrapunkt zu dem Qeyssarieh – Portal bilden. Das Portal musste daher zum Platz hin gebaut, die Moschee jedoch nach Mekka ausgerichtet werden. Das Portal ist knapp 27 m hoch und wird von zwei 42 m hohen Minaretten flankiert.




Das Eingangsportal - im Vordergrund die Marmorpfosten des Polo-Tores.




Vom Portal der Moschee bietet sich ein Blick auf die Queyssarieh-Pforte.




Vor dem Eingang zur Freitagsmoschee treffen wir Hamid. Wir kennen ihn schon vom letzten Isfahanbesuch. Er freut sich, uns wieder zu sehen und lädt uns zu einem Tee ein. Wir wollen aber zuerst die Moschee besichtigen.




An solch einem religiösen Ort angemessen gekleidet zu sein, ist eigentlich selbstverständlich. Höchst vorsorglich weist eine lange Liste auf die Verbote hin.




Ob das, was erlaubt ist, angemessener ist?




Geht das oder ist das nicht eine Nummer zu groß?






Der Eingang der Moschee wird von zwei großen Paneelen eingerahmt, deren Fliesenmuster Gebetsteppiche darstellen.

Shah Abbas befürchtete, die Fertigstellung der Moschee nicht mehr zu erleben und drängte zur Eile. Dies führte zur Erfindung einer neuen Brenntechnik für die Fliesen, die es gestattete, mit bis zu sieben Farben gleichzeitig auf einer Fliese zu arbeiten, ohne dass diese ineinander verlaufen. Das Verfahren war nicht nur schneller, sondern auch billiger und wurde oft als Ersatz für Mosaiktechniken verwendet. Die Verkleidung der Königsmoschee besteht aus Fliesen des alten und neuen Stils. Für das Gebäude wurden schätzungsweise 18 Millionen Ziegelsteine, für Verkleidung und Futtermauern rund 472.500 Kacheln verbaut.




Das Eingangsportal ist mit Stalaktiten ausgestattet und ebenso wie das gesamte Innere mit wundervollen floralen Fliesenmustern geschmückt.




Unmittelbar über dem durchbrochenen Fenster im Muqarnas-Bereich des Hauptportals befindet sich ein besonderes Fliesenfeld, auf dem eine von zwei Pfauen flankierte Blumenvase abgebildet ist.




Dieses Feld setzt sich aus 3000 Mosaik-Fliesen zusammen. Ansonsten wurden fast ausnahmslos quadratische mit floralen Motiven in Blau-, Türkis- und Gelbtönen bemalte Fliesen verwendet, die zu den schönsten im Iran gelten.

Der Hauptiwan vor der Gebetshalle wird von zwei 48 m hohen Minaretten überragt.




Die Hauptkuppel über der Gebetshalle ist 54 m hoch und nach dem Prinzip der Doppelschalen gebaut; über die innere Kuppel ist eine äußere gelegt. Die Innenkuppel des Gebetsraumes wird durch ein ausgewogenes, sich zum Zentrum hin verkleinerndes netzförmiges Muster auf ockerfarbigem Grund verziert.




Die äußere Kuppel der Gebetshalle ist mit Fliesen geschmückt, deren weiße und gelbe Rankengeflechte sich auf blauem Grund überschneiden.




An die Gebetshalle schließen sich an den Außenseiten zwei Madresen (Schulen) mit ihren Innenhöfen an.










Von hier aus hat man noch einmal einen schönen Blick auf die prächtige Kuppel mit ihren weißen und gelben Rankengeflechten auf blauem Grund und die Minarette.








Der Minbar, von dem aus der Chatib seine Freitagspredigt hält.




Beim Blick auf den Eingangsiwan vom Innenhof her, sieht man gut das zur Moschee um 45° versetzte Eingangsportal.




Der Westiwan mit der Goldasteh.






















Der Teppichladen

Jetzt geht es auf einen Tee zu Hamid. Sein Teppichladen liegt unmittelbar neben der Moschee. Gleich wird uns der Tee serviert.






Wir plaudern ein bisschen. Er fragt uns, ob wir etwas über Perserteppiche hören möchten. Gerne. Etwa anderthalb Stunden legt er uns einen Teppich nach dem anderen vor und liest aus ihnen wie aus einem Buch:

Hier kommt der König und geht zu seinem Zelt, das dort oben steht, vorbei an Schlangen und Schmetterlingen, oder an Zypressen, die das ewige (jenseitige) Leben symbolisieren. Vögel symbolisieren Freiheit und das Paradies. Auf einem Teppich, an dessen Rande kleine Quadrate aneinandergereiht sind, zeigt er auf das fünfte von links, das sein Geschäft darstellen soll. Interessant sind die Erläuterungen zu dem Teppich, den die Knüpferin während ihrer Schwangerschaft anfertigt hat. Das Problem stellt sich, wenn sie nicht weiß, was es wird. Entweder legt sie sich fest und verkauft den Teppich, wenn es statt eines Jungen, für den der Teppich geknüpft wurde, ein Mädchen wird oder sie bildet beides ab.






Der Schwangerschaftsteppich in Erwartung eines Mädchens.




Dieser Teppich hat auf der Vorderseite und auf der Rückseite ein Bild. Das heißt, die Knüpferinnen arbeiten simultan an Vorder- und Rückseite.








Nur kurz in den Bazar reinschauen.






Hotel Abbasi

Eine frühere Karawanserei aus der Zeit der Safawiden wurde zur Zeit des letzten Schahs Mohammad Reza Pahlavi zum Hotel Schah Abbas (heute: Abbasi Hotel) umgebaut, das mit seiner prunkvollen Innenausstattung und der architektonischen Gestaltung zu den eindrucksvollsten Bauwerken der Stadt zählt.








Die Suiten mit Blick auf den Innenhof.














Nachtbummel nach "Hause"

Auf dem Nachhauseweg lassen wir Isfahan bei Nacht auf uns einwirken.














Auf unserem Bummel um den Imam-Platz werden wir von den beiden jungen Leuten aus Grandma´s Table angesprochen, die mit Onkel, Tante, Cousin und Nichte einen Bummel machen. Wie alte Bekannte werden wir ihnen vorgestellt. Ein nettes Wiedersehen.

Vom Café können wir das Treiben im Bazar verfolgen.










Ein Lichtertunnel zu Nowruz.




Das Lokal merken wir uns für das nächste Mal.






„Die gute alte Zeit“




Rückreise

Wir wissen, dass wir nicht das letzte Mal hier waren, nicht nur weil die Zeit nicht reichte, alle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, die wir sehen wollten, sondern auch, weil die Stadt so einen Charme hat.

Als wir morgens abreisen wollen und das Taxi bestellt hatten, müssen wir feststellen, dass wegen einer Veranstaltung anlässlich des 40. Jahrestages der Revolution die Straße am Hotel gesperrt ist.




Wir schaffen es jedoch noch rechtzeitig zum Flughafen.




Zurück in Teheran sehen wir schon aus dem Flieger auf die Großveranstaltung zum 40. Revolutionstag am Azadi-Platz, dem Platz der Freiheit.

Trotz Regens haben sich Tausende von Menschen dort versammelt, um den Worten ihres Präsidenten Rohani zu lauschen. Es war nicht so einfach, in die Nähe der Bühne zu gelangen. Freien Durchgang hatte man allerdings, wenn man auf die Frage "Woher kommen Sie" - "Aus Deutschland" antwortete - welcome!













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Sonntag, 9. Juni 2019
(11) Neues aus Iran



Sari

Das Land wächst uns langsam ans Herz. In Anbetracht der Einladungen, die wir von Zufallsbekanntschaften auf der Straße erhalten, nehmen wir uns vor, zu testen, ob diese auch ernst gemeint sind. Es ist unglaublich! Eine Gruppe junger Leute um die 35, zwei Geschwister nebst Familie, spricht uns in Isfahan nach der Besichtigung des Chehek-Sotun-Palastes an. Nach den üblichen Fragen, entwickelt sich ein längeres Gespräch, in dem sich viele Gemeinsamkeiten zeigen. Die eine Frau ist Anwältin, die andere Lehrerin. Als wir ihnen erzählen, dass wir beabsichtigen, mit der Bahn in den Norden nach Sari ans Kaspische Meer zu fahren, kam prompt eine Einladung - wir müssten sie dann unbedingt besuchen. Wir versprechen, dass wir sie gerne besuchen würden, wenn wir irgendwann in Sari seien. Zwei Wochen später sind die Nowruz (Neujahrs)-Ferien. Ein geplanter Termin entfällt und wir entscheiden uns kurzfristig, die Reise nach Sari zu unternehmen. Wegen der kurzfristigen Entscheidung und Nowruz bekommen wir keinen Platz mehr im Abteil; es ist alles ausgebucht. Wenigstens bekommen wir noch Plätze im Großraumwagen. Für die Rückfahrt am nächsten Tag buchen wir einen VIP-Bus. Der Bus braucht auf der gut ausgebauten Fernstraße durch das Elbursgebirge normalerweise vier Stunden nach Sari, die Bahn sieben Stunden. Das Zugticket gibt es für 150.000 Rial, das sind etwa 1 Euro, ein Spottpreis für die 300 Kilometer lange Bahnstrecke. Für die Bahn entscheiden wir uns, weil die Strecke wunderschön sein soll. Sie gilt wegen der Vielfalt der Landschaften mit Abstand als eine der schönsten Bahnstrecken.
Die Strecke von Teheran ans Kaspische Meer war eine der ersten im Iran und Teil der transiranischen Eisenbahn, die – wie jedes Kind in Iran weiß - Reza Schah in den 1930er-Jahren mit Hilfe von deutschen Ingenieuren erbauen ließ. Ingenieure und Baumeister residierten in Teheran gleich hinter dem Bahnhof in einem Viertel, das alsbald Nazi-Abad genannt wurde, was frei übersetzt Nazi-Stadt heißt, und noch heute so heißt.
Nachdem alles gebucht ist, nehmen wir Kontakt auf zu unseren Freunden, wie wir sie jetzt schon nennen können. Postwendend kommt die Antwort, dass sie uns erwarten; wir sind ihre Gäste. Sie werden uns am Bahnhof abholen. Auf die Bitte um Empfehlung eines Hotels bestehen sie darauf, dass wir bei ihnen übernachten, wie lang wir denn bleiben. Nur einen Tag. Das gibt es doch nicht. Wir haben aber schon die Rückfahrt gebucht.





Morgens um sieben fahren wir zum Bahnhof. Die Stadt schläft noch.
Durch einen Lichtertunnel, der anlässlich von Nowruz installiert ist, gelangen wir ins Innere des Bahnhofs, durchlaufen die Gepäckkontrolle und gehen zur Ausländerpolizei zur Kontrolle unseres Visums. Die Polizei sitzt gemütlich beieinander und trinkt Kaffee. Freundlich werden wir begrüßt. Es ist alles in Ordnung. Wir setzen uns vor die elektronischen Anzeigetafeln. Reinigungskräfte schwirren um uns herum.





Die in Rot auf einem Monitor leuchtende Zeit zeigt an:
'8.24 Uhr am 4. Farvardin des Jahres 1398' (24.März 2019)
Eine viertel Stunde vor Abfahrt erscheint auf der Anzeige 'Boarding' auf Farsi und auf Englisch. Wir durchschreiten die Ticketkontrolle,





gehen zum Bahnsteig





und nehmen unsere Plätze ein. Nie herrscht ein Gedränge - weder in der Halle, noch auf dem Bahnsteig, auf den man erst kommt, wenn der Zug eingefahren und zum Stehen gebracht worden ist. Dann erst wird der Zugang geöffnet.








Der Zug nimmt einen Kurs südöstlich um Teheran auf. Die dichte Bebauung lichtet sich.





In der Ebene rechts und links wird Landwirtschaft betrieben. Unter Folien und Tunneln werden unter anderem Blumen und Erdbeeren angebaut.








Wenig später geht es durch die Wüste Kavir. Beige Einöde, Sand, kaum Vegetation, Überlandstraßen, wenige Siedlungen; Schafhirten mit ihren Herden, lockeres Buschwerk aus genügsamen Tamarisken, die angepflanzt wurden, um die Ausbreitung der Wüsten einzudämmen.





Der erste Halt.





Langsam verändert sich die Landschaft. Wir kommen in die Ausläufer des Elbursgebirges, das in den Tälern noch Landwirtschaft zulässt.





Der Zug schlängelt sich mitten durchs Gebirge, entlang eines Flusses, der natürlich mäandriert, an manchen Stellen aber in ein großes Betonflussbett gezwängt wird.





Mal sind die Bergflanken zackig erodiert, mal sanft abgerundet. Die Gesteinsaufschlüsse zeigen die verschiedensten Töne in Rot und Grün.







Wir gewinnen an Höhe.





Unmittelbar an der Bahnlinie sind kleine Dörfer mit leuchtend orangen, roten oder gelben Dächern. In den Gärten blühen die ersten Bäume.





Wir bieten unserem Gegenüber Walnüsse an. Nach zweimaliger Wiederholung greift er zu. Am Bahnhof in Firouz Kouh wird eine längere Pause angekündigt. Die Reisenden erhalten Gelegenheit, in die Gebetsräume zu gehen. Wir sehen allerdings keinen, der davon Gebrauch macht.





Firouz Kouh auf fast zweitausend Metern Höhe ist mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt auf der Strecke nach Sari. Und es ist der längste Halt, fast eine halbe Stunde.



Der Gebetsraum. "Praying room"





Die schneebedeckten Berge künden den bevorstehenden Anstieg an. Hier wird die Lok gewechselt.











Nach dem Halt kommt der Herr von gegenüber mit einer Tüte Trockenfrüchte zurück, die er uns im Gegenzug anbietet. Wir kommen auf 2000 m.








Es wird leise im Zug. Die Reisenden erfasst die Müdigkeit.








Ein kurzer Halt am Bahnhof von Veresk.





Dann kommt auch schon die berühmte Eisenbahnbrücke von Veresk. Sie liegt in einem Abschnitt, in dem der Zug über Kehren und Tunnel in kurzer Zeit zweitausend Höhenmeter hinab zum Kaspischen Meer überwindet. Die steinerne Bogenbrücke spannt sich hier über eine 110 Meter tiefe Schlucht. Es gibt die Anekdote, dass Reza Schah, als er sie 1936 einweihte, den österreichischen Architekten mitsamt seiner Familie unter der Veresk-Brücke platzieren ließ, bevor der erste Zug darüber fuhr. Eine Vertrauen schaffende Maßnahme für die Zuverlässigkeit des Bauwerkes, die Brücke und Architekt schadlos überstanden haben.





Spektakulär geht die Fahrt weiter. Der höchste Punkt der Reise liegt auf dem Pass Guduk auf 2018 Metern über Meer.





Der Zug braust über hohe Viaduktbrücken





und durch Tunnel auf der Nordseite des Gebirges hinunter.





Der Wagen schaukelt hin und her. Der Blick ist frei auf den weit unten liegenden Talboden. Mindestens vier Kehrschleifen erblickt man, die der Zug nehmen muss, um die Höhendifferenz zu überwinden. Es herrscht Alpenambiente, bewaldete Hänge, sattgrüne Wiesen, Reisfelder, Kühe, hier und dort ein Weiler.



Eine Farm



Reisterrassen











Auf dem Bahnsteig werden wir schon erwartet, und in der festlich geschmückten Bahnhofshalle wird das Empfangsfoto fällig. Dann fahren wir zur Großfamilie. Dort empfangen uns etwa zwanzig Personen. Vater, Mutter, Onkel, Cousin nebst Anhang, jeder einzelne wird uns vorgestellt. Nach der herzlichen Begrüßung, Tee und Nüssen, Gebäck und Obst begeben wir uns ins Wohnzimmer. Wir bekommen Ehrenplätze neben dem Haushaltsvorstand zugewiesen. Dann prasseln auf uns von allen Seiten Fragen ein, über uns, unser Land und was die Deutschen über den Iran denken. Wir sprechen offen über die Ängste der Deutschen über den Islam und die Ursachen und die vielen Verbote und Gebote, die das private Leben im Iran betreffen und nicht zuletzt aus unserer Sicht, das Kernproblem, die in der Verfassung festgeschriebene Einheit von Kirche und Staat, die Theokratie.
Die Frauen tragen auch im Haus ihr Kopftuch, weil femde Männer anwesend sind (auch Cousins zählen dazu). Wir ausländische Frauen müssen uns nicht daran halten - Gott sei Dank! Als das Thema 'Gleichberechtigung' angesprochen wird, nehmen ein paar Frauen spontan ihr Kopftuch ab und schwingen es applaudierend in der Luft. Viele Fragen können nicht ausdiskutiert werden. Der 'Tisch' auf dem Boden ist gerichtet, geschätzt vier Meter lang. Fisch, Huhn, Rind zur Auswahl nebst allen üblichen Zutaten wie Salat, Kräuter, Joghurt und natürlich Reis. Uns wird ein Platz am 'richtigen' Esstisch angeboten; am Boden sei es für uns doch zu unbequem (völlig richtig); wir seien dies doch nicht gewöhnt. Wir wollen aber keine Sonderstellung und versuchen uns am Schneidersitz.





Wir sitzen wieder neben dem Oberhaupt der Familie, das um unser Wohlergehen bemüht ist und uns reichlich versorgt. Bald wird der Schneidersitz jedoch zu unbequem und wir bekommen einen Krampf in der Hüfte. Gleich wird uns ein kleines Tischchen zur Seite gestellt.








Der Vater war Anhänger der grünen Revolution und ist von der Entwicklung tief enttäuscht. Die Versprechungen der Revolution seien nicht eingehalten worden.





Nach dem Essen diskutieren die Brüder, wo denn übernachtet werden soll. Nachdem sie sich vergewissert haben, dass es uns nichts ausmacht, wenn es kein warmes Wasser gibt, fahren wir hinaus zum Landhaus. Vorbei an grünen, bewaldeten Berghängen. Uns überkommen heimatliche Gefühle. Es ist neblig und regnerisch. Zwei Tage vorher war hier ein schweres Unwetter niedergegangen. Umgestürzte Bäume und abgerutschte Berghänge hatten die Straße unpassierbar gemacht. Die Schäden sind noch zu sehen. Die Straße ist aber wieder befahrbar. Die Stimmung im Auto ist gut. Eine CD wird eingelegt und im Sitzen getanzt. Das Auto schwingt im Rhythmus.








Am Stausee wird Halt gemacht. Er ist in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ebenfalls von Deutschen erbaut worden.














Nach etwa einer Stunde sind wir am Ziel; es ist schon dunkel und lausig kalt.





Der Holzofen wird angeworfen, das vorbereitete Abendessen fertig zubereitet und das Kebab auf den Grill gelegt.








Es wird gemütlich warm.








Nach dem Essen kommt die Großmutter zu Besuch.





Sie ist Witwe und lebt allein im Nachbarhaus. Wir haben den Eindruck, dass keiner so recht weiß, wie alt sie ist. Die Angaben gehen von sechzig bis neunzig. Wir schätzen sie auf achtzig. Sie ist rüstig und geistig auf der Höhe. Sie rügt ihre Enkeltochter, weil sie kein Kopftuch auf hat, obwohl ein fremder (deutscher) Mann, zugegen ist. Nachdem zuerst die Großmutter an jedes Kind und Enkelkind und deren Ehepartnern ein geringes Eidi (Geldgeschenk zu Nowruz) verteilt hat, werden wir in das Haus der Großmutter gebeten. Eine kleine ebenerdige Hütte, die sie selbst mit ihrem Mann nach alt hergebrachter Weise erbaut hat. Das zentrale Zimmer hat etwa 15 m² und wird von einem Holzofen beheizt. Das Dach besteht aus besonders haltbaren Holzbalken, der Wandverputz aus dem üblichen Gemisch aus Dung und Lehm.





Nun überreicht der Enkelsohn der Großmutter von jedem einzelnen Familienmitglied das Eidi, das ein Vielfaches von dem beträgt, was die Großmutter zuvor verteilt hat.





Die Übergabe eines jeden Geldscheins wird von Beifallsbekundungen der Anwesenden begleitet.





Dann greift die Enkeltochter zu Kochlöffel und Topf und die Party beginnt, Tanz der Männer nach iranischer Art. Wir werden aufgefordert, mitzumachen.








Anschließend zieht die Karawane weiter. Im Nachbarhaus, einem neuen, zweigeschossigen Holzhaus, wohnt ein Onkel. Das Licht brennt noch. Unangekündigt warten wir, bis uns geöffnet wird, wobei in diesem Zusammenhang an uns die Frage gestellt wird, ob man bei uns in Deutschland einen Besuch um diese Uhrzeit ohne Anmeldung abstatten kann. Wohl eher nicht. Wir werden ins Obergeschoss gebeten und schon hat sich ein Kreis von etwa zwanzig bis dreißig Personen jeden Alters gebildet. Wir werden willkommen geheißen. Während alle Anwesenden auf dem Boden sitzen, holt man für uns zwei Stühle, keine Widerrede. Auch hier wieder Fragen über Fragen über unser Land, warum die Europäer den iranischen Islam mit dem Terrorismus in Verbindung bringen. Als die Diskussionen zu heiß werden, unterbinden die Frauen das Gespräch mit Fragen nach dem Wetter. Zum Abschluss geht auch hier die Party ab.









Am nächsten Morgen werden wir zum Busbahnhof gebracht. Dann kommt der Abschied.




Wir müssen versprechen wiederzukommen und länger zu bleiben als einen Tag. Wir haben es versprochen. Auch bei uns sind noch viele Fragen offen, über die wir mit den Freunden gerne sprechen würden.





Dort erfahren wir, dass der Bus später abfährt und so bietet man uns einen Platz im Büro an und serviert uns Tee.





Die Rückfahrt ist vom Regen begleitet und von Staus.








Die Straßenwacht ist mit schwerem Gerät damit beschäftigt, die Straßen passierbar zu machen.







Es geht hoch auf 2.200 Meter - es schneit!





Und so sieht es bei unserer Ankunft in Teheran aus.





Während es am nächsten Tag in unserem Viertel so aussieht,











hören wir von den schweren Überschwemmungen im Süden des Landes, wo auch wertvolles Weltkulturerbe zerstört worden ist.

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