Montag, 2. Dezember 2019
(15) Neues aus Iran
Rey, die 6000 Jahre alte Hauptstadt des Perserreichs

Im November diesen Jahres unternehmen wir mit Freunden einen Kurztrip nach Rey.



Rey ist eine Industriestadt 15 Kilometer südlich von Teheran. Sie wird zum Teheraner Ballungsraum hinzugezählt. Rey war die älteste Hauptstadt und 'heiliges' Zentrum Mediens, des ältesten iranischen Reiches, und wurde im 8. Jahrhundert vor Christus von den Assyrern erobert. Die neue Hauptstadt der Meder wurde im 7. Jahrhundert nach dem Sieg über die Assyrer Ekbatana (heutiges Hamadan). Entlang der Seidenstraße lag Rey am Kreuzungspunkt der Strecke von Ekbatana nach Herat sowie von Täbris nach Isfahan. Im 6. Jahrhundert vor Christus wurde sie von den Persern unter Kyros II. bzw. Dareios I. zerstört. Nach der Niederlage gegen Alexander den Großen regierte der letzte Perserkönig Dareios III. noch einige Wochen von Rey aus über das Restreich. Von Alexanders Nachfolger Seleukos I. wurde Rey wieder aufgebaut und zwischenzeitlich in Europos umbenannt, fiel aber im 3. Jahrhundert vor Christus an die Parther (als Sommerresidenz der Arsakiden in Arsakia umbenannt) und im 3. Jahrhundert nach Christus an die Sassaniden. Bis zu ihrer Zerstörung durch die Mongolen im Jahre 1220 war Rey eine der wichtigsten Städte im nördlichen Iran.


Moallem Square

Als erstes stoßen wir auf den Moallem Square - Lehrer-Platz. Die Lehrer unter uns sind überwältigt von der Ehrerbietung, die diese Stadt ihnen entgegenbringt.






Weiter geht es zum Bibi Shahrbanu Shrine







Bibi Shahrbanu Shrine

Der Bibi Shahrbanu Shrine ist befindet sich außerhalb der heutigen Stadt am Hang einer kleinen Gebirgskette, die sich nach Osten erstreckt und unter dem Namen Kuh-e Bibi Sharbanu bekannt ist. Der Schrein ist Shahrbanu gewidmet.











Die Geschichte von Shahrbanu ist höchst umstritten. Verbreitet ist die Meinung, dass sie die älteste Tochter des letzten Sassaniden-Schahs, Yazdegerd III., ist, die dem 3. schiitischen Imam, al-Husain ibn 'Ali, den vierten schiitischen Imam, Alī Zayn-al-bedīn gebar. Die Widmung des Schreins in Rey gründet sich darauf, dass Husayn in der Schlacht von Kerbela vor seinem Tod Shahrbanu sein Pferd geschenkt und ihr angeboten habe, in ihre Heimat in Persien zurückkehren zu dürfen. Auf ihrer Flucht sei sie von Yazids Soldaten verfolgt worden. Als sie sich den Bergen um Rey genähert habe, habe sie verzweifelt nach Gott rufen wollen, in ihrer Erschöpfung jedoch nicht "Yallahu!" (Oh Gott!), sondern "Ya kuh!" (Oh Berg!) gerufen. Der Berg habe sich dann auf wundersame Weise geöffnet. Sie sei hineingeritten. Ein Stück ihres Schleiers habe sich in der Felsöffnung verfangen, als sich der Felsen hinter ihr schloss. Als ihre Verfolger und andere Menschen das Tuch im Felsen fanden, hätten sie das Wunder erkannt und Sharbanu als Heilige anerkannt.

Der älteste Teil der bestehenden Schreingebäude stammt aus dem 10. Jahrhundert und wurde zu Zeiten der Safawiden und Qadscharen erweitert.










Die heilige Stätte ist nicht nur ein Ort zum Beten, sondern auch zum Leben.








Iraner lassen sich gerne mit uns Europäern fotografieren.







Im inneren Heiligtum befindet sich das 'Grab' aus dem 15. Jahrhundert, das angeblich den Leichnam von Shahr Banu in der Art eines gewöhnlichen Imamzadehs enthält.







Hier ist die Stelle, an der Bibi in dem Felsen verschwand und ein Stück ihres Gewandes hängenblieb.







So ähnlich muss das ausgesehen haben.







Blick von dem Heiligtum nach Süden auf Rey.







Ein Blick auf die Zementanlagen in der Umgebung.






Das für die Herstellung des Zements erforderliche Material wird in der Umgebung abgebaut und schlägt tiefe Wunden in die Landschaft.








Rashkan Castle


Rashkan Burg wurde während der Partherherrschaft zum Schutz von Rey errichtet. Von der einstigen großen Anlage ist nicht mehr viel übrig.





















Vom Gipfel des Berges bietet sich ein weiter Ausblick auf die Stadt und






Teheran.









Der Friedhof Ibn Babawayh


Der Friedhof ist nach dem berühmtesten Bewohner, Ibn Babawayh (991 n. Chr.), einem berühmten Gelehrten des schiitischen Islam, benannt. Er unterrichtete in Bagdad und lebte am Ende seines Lebens in Rey. Seine Werke (mehr als 300 Bände) werden in der Rechtsprechung als gültige Quellen herangezogen. Viele iranische Giganten aus Sport, Literatur, Kunst, Kultur, Religion und Politik sind dort begraben. Der Grund dafür ist, dass Rey aufgrund des Shah-Abdol-Azim-Schreins ein schiitischer Wallfahrtsort ist, der dazu führte, dass viele fromme Menschen sich in der Nähe dieses Ortes begraben ließen.








Rey Castle






Rey Castle war eine alte Burg oder Verteidigungsmauer in Cheshmesh-Ali. Die Burg befindet sich über dem Relief von Fath Ali Shah und stammt aus dem Jahr 4000 v. Chr. während der Herrschaft der Meder. Es wird angenommen, dass die Burg durch ein Erdbeben zerstört wurde und dass Seleukos I. Nikator sie wieder aufbaute.







Fath-Ali Shah Qajar war der zweite Qadjar Schah. In seiner Regierungszeit wurden die nördlichen Gebiete des Iran im Kaukasus, einschließlich des heutigen Georgiens, Dagestans, Aserbaidschans und Armeniens, unwiderruflich an das Russische Reich abgetreten. Der Historiker Joseph M. Upton sagt, dass er, Fath-Ali Shah Qajar, "unter Persern für drei Dinge berühmt ist: seinen außergewöhnlich langen Bart, seine wespenähnliche Taille und seine Nachkommen." Wie ein frommer Mohammedaner hatte er zwar nur vier Frauen, aber sein Harem bestand im Allgemeinen aus 800 bis 1000 Damen. Von diesen hatte er 130 Söhne und 150 Töchter und es wird angenommen, dass zum Zeitpunkt seines Todes seine Nachkommen fünftausend Seelen zählten.




Fath-Ali Shah Qajar


Am Ende seiner Regierungszeit brachten seine schwierigen wirtschaftlichen Probleme sowie seine militärischen und technologischen Verpflichtungen den Iran an den Rand des Zerfalls, der durch einen Kampf um den Thron nach seinem Tod beschleunigt wurde.



Cheshmeh-Ali

Unterhalb der Burg das Quellbecken Cheshmeh Ali
(„Frühling von Ali"). In der Vergangenheit wurden dort die Teppiche gewaschen; das Quellwasser soll den Teppichen eine volle frische Farbe verliehen haben. Heute ist es ein beliebtes Planschbecken.






Schah-Abdol-Azim-Schrein

Die Stätte besteht aus einem Haupt-Portal mit Zugang zu verschiedenen Höfen und einer Moschee. Die Vergoldung der Kuppel erfolgte 1835 in der Zeit der Qadjaren auf Anweisung von Nasreddin Shah. Mehrere islamische Persönlichkeiten sind dort begraben, darunter auch der in dieser Stätte ermordete Nasreddin Schah.

Von weithin sichtbar die Kuppeln der Moschee.












Die Frauen im Shador zum Eingang nach links, die Männer nach rechts!



























Astane-ye Shah Abdol-Azim






Eine der wichtigsten Pilgerstätten Irans. Abd ol-Azim war ein Nachfahre des 2. Imams Hasan ibn Ali, des Sohnes von Ali ibn Abi Talib, des vierten Kalifen. Er wurde verfolgt, wanderte nach Rey aus und starb dort im 9. Jahrhundert. In seiner Tasche steckte ein Stück Papier, auf dem seine Abstammung als Abdul Adhim, Sohn von Abdillah, Sohn von Ali, Sohn von Husayn, Sohn von Zayd, Sohn von Hasan ibn Ali, beschrieben wurde.

In demselben Komplex benachbart sind die Mausoleen von Imamzadeh Taher (Sohn des vierten Shia Imam Sajjad) und Imamzadeh Hamzeh (Bruder des achten Zwölfer Imam – Imam Reza).


































Tugrul Tower


Unter dem 20 Meter hohen Backsteinturm liegt das Grab des 1063 in Rey verstorbenen seldschukischen Herrschers Tugrul Beg. Tugrul Beg (990–1063) gründete das seldschukische Sultanat, nachdem er den Iran erobert und die abbasidische Hauptstadt Bagdad 1055 aus der Buyid-Dynastie zurückerobert hatte. Wie andere Denkmäler seiner Zeit wurde er ursprünglich von einer konischen Kuppel bedeckt. Sie stürzte während eines Erdbebens ein. Die Wandstärke variiert zwischen 1,75 und 2,75 Metern. Der innere und der äußere Durchmesser betragen 11 bzw. 16 Meter. Die äußere Form ist die eines Polygons mit 24 Winkeln, von dem angenommen wird, dass sie zur Stabilität der Struktur gegen Erschütterungen beiträgt. Sie ist in 24 Abschnitte unterteilt, die neben ihrer Schönheit und Haltbarkeit eine 24-Stunden-Zeitspanne (Tag und Nacht) symbolisieren. Der Turm dient auch als Sonnenuhr und zeigt die Uhrzeit bis auf eine viertel Stunde genau an.






Der Eingang des Turms mit dekorativen Ziegeln gleicht den Mündern eines wütenden knurrenden Löwen, der sein Territorium schützt.








Innen können wir die erstaunliche Akustik bewundern.







Die Löcher in den inneren Wänden dienten ursprünglich zum Bau des oberen Teils des Turms und werden heute von den Tauben genutzt.


Das Grab eines Dichters. Der Name auf dem Grab ist in Kunstschrift geschrieben. Wir können ihn nicht lesen.