Donnerstag, 22. November 2018
(1) Neues aus - Iran
Die Ankündigung im letzten Blog, dass dies der letzte gewesen sei, hatte eine so starke Resonanz, die uns nun doch veranlasst hat, den Blog fortzuführen. So werden wir nun diesem Wunsch nachkommen. Es gibt einiges nachzuholen, was wir nun nach und nach tun wollen.



Besuch aus der Heimat

Ende Mai bekommen wir Besuch von Alexander und Amelie. Amelie ist gerade 7 Monate alt. Die Spannung, wie sie es nimmt, ist groß - der erste Flug überhaupt, zwei Wochen ohne Mutter, Temperaturen von 35° - das ist schon eine Herausforderung. Nicht für Amelie!







Nach den ersten Erkundungen Teherans mit Kinderwagen und Tragetuch und Ausprobieren der geeigneten Kleidung, geht es zum Golestan-Palast und dem großen Bazar.








Fahrt zum Eco-Camp MatinAbad

Auf unserem Kurztrip zum Öko-Camp MatinAbad, wo Ulrike zwei Wochen vorher war, führt unser Guide Hesam Alexander in die Geschichte und Kultur des Landes ein. Vorbei geht an der Atomanlage Fordo und dem Kernforschungszentrum Natanz, von dem wir allerdings nichts sehen. Kurz vor Kashan unterbrechen wir die Reise für einen Besuch des Bagh-e Fin, dem Fin-Garten (Weltkulturerbe seit 2011).









Das Hammam des Gartens (Badehaus) ist als Ort des Mordes an Amir Kabir berühmt, Ministerpräsident des Kadscharenherrschers Naser ad-Din Schah. Hier wurde er 1852 auf Betreiben seiner Schwiegermutter, der Mutter des Schahs, ermordet. Amir Kabir hatte zahlreiche Reformen eingeleitet, die vor allem die ärmeren Schichten förderten, was auf Widerstand der Privilegierten stieß. Aus dem Umfeld der Schwiegermutter wurde das Gerücht verbreitet, Amir Kabir wolle dem Schah den Thron streitig machen. Im Oktober 1851 entließ ihn der Schah und verbannte ihn nach Kashan, wo er 1852 auf dessen Befehl ermordet wurde. Als die Häscher kamen, soll Kabir sie gebeten haben, ihn langsam sterben zu lassen, damit er sich von seinem geliebten Land verabschieden könne. Sie erfüllten ihm seinen letzten Wunsch und schnitten ihm die Pulsadern auf. Im Hammam stellen Figuren das Drama nach.

Wir setzen die Reise nach Kashan fort. Als das Auto wegen Ausfalls der Klimaanlage in die Werkstatt gebracht wird, übergibt uns Hesam in die Obhut eines jungen Mullahs, dem es eine Ehre ist, uns Ausländer durch die Moschee zu führen.





Highlight ist der Schrein eines Nachkommens irgendeines Imams, der in Kashan gelebt hat.

Auf dem Weg zum Basar kommen wir an einer Rosenwasser-Destille vorbei. Kashan ist als Zentrum der Herstellung von Rosenwasser bekannt. Im Frühling soll es hier überall nach Rosenwasser duften.



Mit Hesam besichtigen wir das Hamām-e Soltān Amīr Ahmad, ein historisches Badehaus aus dem 16. Jahrhundert erbaut, 1778 durch ein Erdbeben zerstört und in der Kadscharenzeit wieder aufgebaut.



Auf dem Dach bekommen wir einen Ausblick auf die zahlreichen Kuppeln. Sie dienen mit Konvexlinsen zur Versorgung des Bades mit Licht und gleichzeitigem Sichtschutz nach außen.





Tabatabei–Haus

Der Innenhof mit seinem lang gestreckten Pool lässt das Haus größer erscheinen. Am Ende des Beckens liegt der prächtigste Raum. Die Kuppel der Empfangshalle umschließt in spitz zulaufenden Formen den Raum ein



und bildet den Rahmen für die Buntglasfenster in Richtung Innenhof. Die Farbenpracht verziert den Raum und lässt die Leere imposant wirken. Das Haus ist um vier Innenhöfe gebaut, der größte hat einen großen Teich mit Fontänen, die den Hof kühl halten. Einige Zimmer werden durch Sonnenlicht und Buntglasfenster in leuchtende Farben getaucht.









Chane-ye Borujerdi

Vom Dach des Hauses fällt ein architektonisch interessantes Gebäude auf.



Das Borudjerdi-Haus aus dem 19. Jahrhundert im Hintergrund zeichnet sich durch seine sechseckigen, kuppelüberdachten Badgire (Windtürme) aus. Die Geschichte des Hauses führt uns in die damaligen Heiratsbräuche im Iran ein:

Die Borujerdi-Familie interessierte sich für die Einheirat ins Haus der 'Tabatabay'-Familie. Unter der Bedingung, dass für die Braut ein Haus gebaut würde, das ebenso schön sein sollte, wie das von Ustad Ali Maryam für die Tabatabayis gebaute, könnte die Hochzeit vollzogen werden, was auch so geschah. Es enthält Fresken von Kamal al Molk, dem führenden Künstler seiner Zeit. Das Haus wird zum Teil noch heute bewohnt.

Basar

Der Basar ist belebt, aber nicht hektisch. Wir schieben uns mit dem Kinderwagen durch die Gänge. Nachdem wir ständig von Frauen angehalten werden, die Amelie liebkosen oder aus dem Kinderwagen herausnehmen wollen, machen wir den Vorhang zu.











Vom Basar holt uns Hesam ab zum Mittagessen in das historische Restaurant 'Mirrors Hall Restaurant'. Der Saal mit Blick auf den Garten und die Buntglasfenster verleihen dem Lokal ein wunderbares Ambiente.











Gut gesättigt geht es dann auf den Weg zu unserem Ziel, nicht ohne dass wir mit den besten Wünschen für die Weiterreise 'beweihräuchert' werden.



Nach MatinAbad sind es noch 91 km. In der Ferne beobachten wir eine dunkle Schlechtwetterfront.



Ich bin froh über jede Richtungsänderung weg von der Wand. Es hilft nichts. Sie verfolgt uns und wir geraten in einen gewaltigen Sandsturm. Der Wind fegt über die Straße und wirbelt den Sand auf. Dieser prasselt gegen die Scheiben. Es wird immer dunkler, die Sicht immer schlechter.





Wir fahren nur noch Schritttempo. Meine Befürchtung ist, dass wir im Sandsturm stecken bleiben. Nach etwa 10 Minuten ist das Ganze überstanden und es herrscht eine Ruhe, als sei nichts geschehen. Noch eine viertel Stunde und wir erreichen das Ziel.







Nach dem Abendessen setzen wir uns noch zu einem Tee auf die Dachterrasse und genießen den Abend.
Am nächsten Morgen geht es durch die Wüste zu dem 23 km entfernten Kastell Karshahi MatinAbad, dem größten erhalten gebliebenen Kastell Irans nach der Zerstörung des Kastells in Bam durch das Erdbeben im Jahre 2003.







Nach Angaben von Hesam wurde sie bis in die neueste Zeit als solche genutzt; unter dem Shah hatte sich dort in den 60er Jahren eine Gruppe Rebellen verschanzt, die von der Armee ausgehoben wurden. In ihr konnten die Bewohner dank der inneren Kanats (Wasserläufe) auch längere Belagerungen überstehen. Ferner hatte sie unterirdische Gänge, durch die sie den Angreifern in den Rücken fallen konnten.





Am nächsten Tag geht es zurück nach Teheran. Auf dem Rückweg machen wir einen kleinen Umweg zu einem Ausflugsziel, einem Wasserfall und einem Zoroastriertempel.







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