Donnerstag, 17. Januar 2019
(4) Neues aus Iran
Yazd, die Stadt der Zoroastrier



Mit der Bahn fahren wir im Oktober für ein Wochenende nach Yazd. Es ist unsere erste Bahnfahrt im Iran. Kollegen mit Familien sind mit von der Partie.
Wir treffen uns am Bahnhof in Teheran und passieren die Gepäck-kontrollen. Unsere Pässe werden eingesammelt zum Erwerb der Tickets.



In der Bahnhofsvorhalle vor den Ticketschaltern herrscht Gedränge. Wir erhalten die Pässe mit den Tickets und können die Sperren passieren. Hier herrscht gähnende Leere. Der Bahnsteig ist noch gesperrt. Wir warten vor unserem Bahnsteig.



Nach Einfahrt des Zuges öffnet sich die Sperre und wir dürfen den Bahnsteig betreten.



Hier warten wir nun auf das Bahnpersonal, das uns die Abteile zuweist.





Unsere Gruppe hat einen eigenen Zugwagen, so dass unsere Frauen ihre Rusaris ablegen können, was die Stimmung allgemein erhöht. Pünktlich verlässt der Zug den Bahnhof.

Der Zugwagen ist modern ausgestaltet.







Zwar haben alle für die lange Reise mit Proviant vorgesorgt und jeder bietet jedem etwas an, Nüsse, Schokolade Obst usw. Nötig ist das nicht, denn schon kurz nach dem Start versorgt uns das Bahnpersonal wie im Flieger. Nach einem Zwischenaufenthalt in Ghom



setzen wir die Fahrt fort. Die recht abwechslungsreiche Fahrt ist angenehm - wir vertreiben uns die Zeit mit Gesprächen. Nach ca. 7 Std. erreichen wir den Zielbahnhof.
Mit Bussen geht es weiter in die Innenstadt, und gegen Mitternacht sind auch alle in ihren Hotels untergekommen.







Zum Frühstück am nächsten Morgen bekommen wir echten Bohnenkaffee, denn sonst gibt es in den Hotels meistens nur Nescafé.













Yazd mit rund 656.500 Einwohnern liegt 250 km östlich von Isfahan. Yazd wurde an einer Oase gegründet und liegt zwischen den Wüsten der Dascht-e Kawir und der Dascht-e Lut. Die Altstadt von Yazd ist eine der ältesten Siedlungen der Welt. Die Stadt schien in den 70ern dem Verfall preisgegeben.





In den letzten Jahrzehnten hat man sich dann bemüht, die historische Bausubstanz zu erhalten. Sie vermittelt heute mit ihren Häusern aus sonnengetrockneten Lehmziegeln ein Gefühl für die Vergangenheit der Region.



2017 wurde die Altstadt von Yazd zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt besteht seit dem dritten Jahrtausend vor Christus und ist das Zentrum der zoroastrischen Religion (Zarathustra).


Eingangsiwan der Jameh Moschee

Mit dem Bau der Freitagsmoschee wurde zwischen 1324 und 1327 begonnen. Das Gebäude ist mit seinen 48 m Irans höchster Portaliwan mit Doppelminaretten. Seine hohe Bogennische wird von einem Muqarnas-Gewölbe abgeschlossen.









In Verbindung mit der Fliesenausstattung erzielt diese Architektur eine beeindruckende Wirkung.



Der feine Fliesen- und Muqarnas Schmuck des Mihrabs, die halbkreisförmige Nische in der Wand einer Moschee, weist auf die Qibla; das ist die Richtung der Kaaba in Mekka und daher die Richtung, der die Muslime beim Beten folgen sollten. Die Wand, in der ein Mihrab erscheint, ist somit die "Qibla-Wand"







Das Gebetsfenster im Wintergebetssaal



Es zeigt durch die Sonneneinstrahlung die Zeiten für das Gebet an.

























Neben der Moschee befindet sich dieser wunderschöne kleine Laden mit Yazder Tonwaren.








Hazireh Moschee








Amak-Chachmaq-Komplex

Der Amak-Chachmaq-Komplex ist eine Moschee, die auch eine Karawanserei, ein Tekyeh, ein Badehaus, einen Kaltwasserbrunnen und eine Konditorei enthält.
Sie wurde zwischen 1418 und 1438 erbaut.



Das auf dem Platz stehende schwere "Nakhl Bardari" wird bei den Ashura-Riten mit schwarzen Tüchern behängt und auf den Schultern der Trauernden herumgetragen. Es symbolisiert den Schrein Imam Hoseyns.





Die Wohnviertel wirken wegen der hohen Mauern, die die Häuser von den engen und labyrintischen "kuches" (Gassen) abschirmen, fast verlassen.






























Wasserversorgung und Windtürme

Bei ihrer Gründung soll die Stadt an einem heute trocken gelegten großen Binnensee gelegen haben. Für die Wasserversorgung werden bis heute teilweise schon in der Antike angelegte Wasserkanäle und -röhren (Qanat) eingesetzt.





Zur Kühlung und Belüftung der historischen Häuser dienen die berühmten Windtürme.
Diese uralten umweltfreundlichen Klimaanlagen sind so konstruiert, dass sie selbst die leichteste Brise einfangen und diese direkt in die Zimmer leiten. Iranische Badgirs gibt es in drei Ausführungen: Türme ardakanischer Bauweise fangen den Wind nur aus einer Himmelsrichtung ein, kermanische aus zwei Richtungen und yazdidische aus allen vier Richtungen.
Weitere Varianten können Wind aus bis zu acht Richtungen einfangen. Alle Türme bestehen aus Lüftungskanälen, Einlegeböden, die das Eindringen heißer Luft verhindern, Klappen zur Steuerung der Luftzirkulation und einer Dachabdeckung. Die Windströme werden oft über einem Becken mit kaltem Wasser unten ins Haus geleitet und kühlen dort die Luft, während die warme Luft aufsteigt und über einen anderen Lüftungskanal aus dem Haus abgeführt wird.



Die horizontalen Holzstangen, die auf beiden Seiten der Ventilationskanäle herausragen, haben mehrere Funktionen. In erster Linie werden sie als Gerüst und Hebevorrichtung für Instandsetzungsarbeiten genutzt, aber sie dienen auch als Taubenstangen, um Guano als Dünger zu gewinnen. Schließlich sind sie auch Teil der Ästhetik des Bauwerks und verleihen jedem Turm Charakter, Ausgewogenheit und Individualität.

Die hellbraune und dichte Silhouette wird von hohen badgirs (Windtürmen) auf fast jedem Dach dominiert, ein Hinweis auf die extreme Sommerhitze.














Schweigetürme

Der zarathustrische Glaube schreibt vor, dass Erde, Feuer, Wasser und Luft rein gehalten werden müssen. Verstorbene wurden deshalb früher in diesen auf zwei Hügeln liegenden Türmen ausgesetzt, so dass Geier nur noch die Knochen übrig ließen, die dann in Gruben in der Mitte der Turmplattformen gesammelt wurden. Aus hygienischen Gründen werden die Schweigetürme seit ca. 1960 nicht mehr für dieses Ritual benutzt, da immer mehr Knochen in umliegenden Gärten landeten.
Die Gebäude am Fuß der Hügel wurden für die Aufbahrung der Toten und auch für Trauerfeiern genutzt.




























Auf zum Zoroastrier Tempel



Das Zentrum des iranischen Zoroastrismus ist heute Yazd. Dort wurde 1934 auf einem Grundstück indischer Parsen ein Feuertempel errichtet, dessen Feuer aus Ardakan stammt und seit 470 n. Chr. nicht erloschen sein soll. Die zarathustrische Gemeinde feiert dort ihre Gottesdienste. Das unterhaltene Feuer ist ein Symbol der Anwesenheit Gottes, vergleichbar mit dem ewigen Licht in katholischen Kirchen.








Farvahar

Farvahar ist gemäß zoroastrischer Überlieferung ein Symbol des menschlichen Geistes, der bereits vor der Geburt und auch nach dem Tod eines Menschen weiter existiert.



Das heilige Feuer befindet sich im Tempel hinter einem bernsteinfarbenen Glasgehäuse. Nur Zoroastrianer dürfen in den Sanctum-Bereich des Feuers gehen. Nicht-Zoroastrier können sie nur von außerhalb der Glaskammer betrachten.




Abenddämmerung



Ein besonderes Erlebnis ist die Zeit des Sonnenuntergangs. Die rötliche Sonne erstreckt sich bis zu den Wüsten und taucht alles in ein ruhiges, warmes Licht.

















Die Nacht bricht herein











Zurück geht's mit dem Nachtzug im 6er-Schlafwagen-Abteil. Jeder Fahrgast bekommt eine Tasche mit Decke, Kopfkissen, Bezügen und Leintuch. Es wird sehr darauf geachtet, dass auch jeder die Polster abdeckt, bevor er sich hinlegt. Morgens gibt man die Tasche mit den Schlafutensilien vor Verlassen des Abteils wieder ab.